PostgreSQL-Datenbank für den Bern Airport: Operation am offenen Herzen

Software-Umstellungen an kritischen Infrastrukturen sind immer heikel. Vor allem dann, wenn der Betrieb 24/7 und 365 Tage im Jahr reibungslos zu funktionieren hat – so wie an einem Flughafen.

Flughafen Bern

© Bern Airport

Im Jahr 2022 migrierte der Bern Airport mit unserer Hilfe seine Datenbank zu PostgreSQL. Ein nicht risikoloses Unterfangen, denn die Open-Source-Lösung unterscheidet sich doch in einigen zentralen Punkten von Datenbanken namhafter Hersteller. In einer Welt aber, in der Big Data eine immer wichtigere Rolle für den Geschäftserfolg spielt, sprengen die Kosten bald den bekannten Rahmen: Je größere die Datenbank und je mehr User Zugriff darauf haben müssen, desto teurer wird die Software. Daher greifen Mittelständler zunehmend auf Open-Source-Lösungen wie eben PostgreSQL zurück.
 

PostgreSQL – performant und günstig

PostgreSQL ist ein inzwischen gereiftes Datenbank-System. Bereits in den 1980er legten Studenten der University of California in Berkeley den Grundstein für die Technologie. Aber erst Ende der 1990er, mit dem weltweiten Siegeszug des Internets, ging es mit PostgreSQL steil bergauf.

Inzwischen ist PostgreSQL, kurz Postgres, in der IT-Landschaft voll etabliert. Der wohl größte Vorteil von Postgres sind die geringen Kosten: Da es sich hier um eine Open-Source-Lösung handelt, kann praktisch jeder eine entsprechende Datenbank anlegen und betreiben. Lediglich die eigene Hard- und Software, auf welcher die Datenbank arbeitet, fallen als Kostenfaktoren an – und natürlich die Administration. Postgres ist zudem sehr performant, teils sogar etwas schneller als vergleichbare Datenbanken namhafter Hersteller.

Nur was die Usability angeht, muss man ein paar Abstriche machen. Die von uns genutzte Version wird über eine Web-GUI gesteuert, was sich in der Praxis etwas umständlich gestaltet. Außerdem sind die Benutzerverwaltung sowie die Art und Weise, wie SQL-Skripts erstellt werden, anders als man es von Datenbanken großer Hersteller gewohnt ist. Hier braucht es also etwas Zeit zum Umdenken.
 

Datenbank-Migration am Bern Airport

Flughäfen sind immer besondere Patienten. Da der Flugbetrieb 7 Tage die Woche und 365 Tage im Jahr reibungslos zu funktionieren hat, ist eine Migration zentraler IT-Organe immer wie eine Operation am offenen Herzen – es darf nie aufhören zu schlagen. Der Wechsel hin zu einer PostgreSQL-Datenbank musste daher gut geplant sein.

Aus diesem Grund stellten unsere Software-Engineers dem Bern Airport bereits 2021 eine vollständige Testumgebung zur Verfügung. Die Test-Instanz enthielt auch Teile unserer Airport Management Suite SKYport, die am Flughafen in Bern mit der Migration zum Einsatz kommen soll. Auch wenn bis zum Go-live einige Monate vergingen und wir SKYport in der Zwischenzeit natürlich weiterentwickelten, beließen wir die Testumgebung bis zum August 2022 auf demselben Software-Stand. Kurz vor dem Start der neuen Datenbank führten wir für PostgreSQL und SKYport umfassende Updates durch, damit sie zum Go-live auch aktuell sind. Auf diese Weise konnte unser Kunde in der Zwischenzeit alle Funktionen der Datenbank und von SKYport mit einer stabilen Version testen, statt Monat für Monat mit neuen Updates und möglichen Bugs zu kämpfen. Dieses Konzept war derart erfolgreich, dass der Übergang in den Live-Betrieb reibungslos funktionierte.
 

Postgres nachjustieren – im laufenden Betrieb

Testläufe sind eine Sache, der laufende Betrieb eine ganz andere. Viele Funktionen lassen sich erst nach der Inbetriebnahme vollständig oder überhaupt testen – wenn zum Beispiel erstmals Daten über Schnittstellen wie SITA oder AFTN hereinkommen. Auch stellte uns der Bern Airport für PostgreSQL eine neue Virtual Machine zur Verfügung, die wir selbst einzurichten hatten. Hier waren auch noch einige Kleinigkeiten anzupassen, bei denen sich erst im Live-Betrieb zeigte, ob sie fehlerfrei liefen oder nicht.

Unser Kunde stellte Anpassungswünsche und Anforderungen für Bugfixes per Ticket-System an uns, sodass wir diese zügig abarbeiten konnten. Die Aufgaben reichten von kleinen Anpassungen der Datenbank bis hin zur Rekonfiguration von FIDS-Bildschirmen (Flight Display Information System). Dank unserer flexiblen Konfigurationsmöglichkeiten war dies im laufenden Betrieb jedoch schnell und voll umfassend geschehen.
 

Der Erfolg macht Schule

Bereits im Herbst 2022 waren dann alle Probleme beseitigt, sodass der Go-Live am 11. Oktober ein voller Erfolg war. Der Bern Airport zeigte sich mit dem Projektverlauf sehr zufrieden. Alle Prozesse funktionieren in PostgreSQL, ohne dass der Kunde einen Unterschied zur vorherigen Datenbank bemerkt. Unser Team steht natürlich weiterhin zur Verfügung, falls noch Unebenheiten ausgewuchtet werden müssen.


 

Interview mit Martin Pauli
Key Account Manager Airport Software

 

Inwieweit war es nötig, unsere Airport Management Suite SKYport für die Migration zu PostgreSQL anzupassen?

Martin Pauli: SKYport benutzt zur Abstraktion der Datenbank verschiedene Tools wie Hibernate. Hibernate ermöglicht es SKYport, größtenteils unabhängig von der darunterliegenden Datenbank zu funktionieren. Natürlich ist diese Abstraktion nicht perfekt. Es werden zusätzlich noch spezifische Klassen gebraucht, für zum Beispiel den Verbindungsaufbau oder um automatisiert Änderungen an den Flugbewegungen mitzubekommen, die dann an das User Interface geleitet werden. Deshalb musste unser Entwicklerteam die Software so umbauen, dass es möglich war, zwischen den zwei Datenbanken zu unterscheiden und aufgrund dessen spezifischer Logik aufzurufen.
 

Konntet Ihr gewährleisten, dass SKYport auch mit PostgreSQL denselben Feature-Umfang bietet wie mit einer Oracle-Datenbank?

Martin Pauli: Ein Teil unserer Datenbank-Logik basiert auf Oracle-spezifischen Triggern. Das hängt größtenteils damit zusammen, dass SKYport der Nachfolger unseres Legacy-Systems Sky-Base ist und Sky-Base diese Trigger nutzt. Da der Bern Airport sowohl SKYport als auch Sky-Base verwendet, mussten die Entwickler auch einen Großteil dieser spezifischen Logik nach PostgreSQL migrieren, damit Sky-Base und SKYport weiterhin den gleichen Feature-Umfang wie die Oracle-Version besitzen.
 

Stellten sich bei der Migration Probleme oder lief alles auf Anhieb?

Martin Pauli: Unsere Software SKYport nutzt Jasper-Reports, um Reports für die Kunden zu erstellen. Diese Reports greifen direkt auf die Datenbank zu, was natürlich bei der Migration zu Problemen führt. Werden Keywords verwendet, die nicht im SQL-Standard enthalten sind, können diese in PostgreSQL auch nicht ohne weiteres Zutun funktionieren. Unsere Entwickler mussten also alle Reports umstellen und gehen so davon aus, dass dieses Problem auch in Zukunft nicht mehr auftritt.

 

Sind auch Sie an einer Migration zu PostgreSQL oder SKYport interessiert? Sprechen Sie Martin Pauli, unseren Experten für die Airport Management Suite, gerne an.

 

Nehmen Sie Kontakt mit Martin Pauli auf